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Desktop-Software

Von der Kodak Pixpro kannst bzw. musst du die Software "PIXPRO 360 VR Suite", die es für Windows und MacOS gibt, installieren. Dabei handelt es sich um eine relativ simple Anwendung, die offenbar für alle Kodak-Panorama-Kameras geeignet ist. Das Design und die Bedienung sind relativ gruselig und scheint irgendwie nicht aus diesem Jahrhundert. Die deutsche Übersetzung verschlimmert das noch, denn so passen einige Beschriftungen gar nicht in den zur Verfügung stehenden Platz. Auch die Bedienung erklärt sich nicht immer von selbst. So habe ich beispielsweise längere Zeit gesucht, bis ich dahintergekommen bin, wie man denn eigentlich die angezeigten Videos auch tatsächlich so ausgeben kann, wie man selbst oder YouTube oder Facebook das braucht.

In der Übersicht geht das schon mal gar nicht, sondern nur in der Detailansicht/Vollansicht jedes Fotos oder Videos. Mehrere auf einmal verarbeiten kannst du damit also schon mal gar nicht. Und in der Detailansicht, in der du das Foto oder Video per Panorama-Viewer anschauen kannst, reicht es nicht, das einfach zu speichern oder zu teilen, um das richtige Ausgabeformat zu erzeugen (meist ja Äquirektangular-Projektion bzw. flache Darstellung). Das stellst du normalerweise im Viewer nicht ein, denn dort willst du das Video oder Foto ja ausschnittsweise sehen. Bei der Kodak-Software musst du die Anzeige aber immer erst auf "Eq" umstellen, denn die Software exportiert immer genau das, was du auf dem Bildschirm siehst. Immerhin ist sie in der Lage, die schrägen Fotos und Videos gerade auszurichten und sie kann aus den im Side-by-Side-Format gespeicherten 24fps-Videos fertige, flache Videos machen. Und das geht sogar ziemlich schnell. Fotos werden beim Speichern in der Software allerdings sehr stark komprimiert. Aus einem ehemals 13,5 MB großen Foto wird nach dem Ausrichten und Speichern eine nur 2,5 MB kleine JPEG-Datei.

Die Korrektur- und Optimierungsmöglichkeiten der Software sind, vom horizontalen Ausrichten abgesehen, nahezu unbrauchbar. Eine ganz simple Farb- und Helligkeits- und Kontrastanpassung ist nur in extrem groben Stufen möglich. Eine Gamma-Korrektur, bei der die ganz hellen und ganz tiefen Helligkeitsbereiche erhalten bleiben, bietet die Software ebenso wenig wie eine Bildstabilisierung oder sonst irgendwelche Features, außer das direkte Hochladen zu YouTube und Facebook.

  • Bild Auf der Unterseite der Kodak PixPro 4KVR360 gibt es ein normales 1/4-Zoll-Kameragewinde mit Verdrehschutz (für einen "Video-Pin"). [Foto: MediaNord]

    Auf der Unterseite der Kodak PixPro 4KVR360 gibt es ein normales 1/4-Zoll-Kameragewinde mit Verdrehschutz (für einen "Video-Pin"). [Foto: MediaNord]

Fotos und Videos in der Praxis

Dank Standard-Stativgewinde lässt sich die Kodak Pixpro 4KVR360 leicht mit allen möglichen Halterungen oder dem mitgelieferten Mini-Stativ verbinden. Dabei zeigt sich ein erster Nachteil des Konzepts der beiden unterschiedlichen Bildwinkel: Es ist schwierig, die Halterung (Selfie-Stick, Stativ oder was auch immer) im Video unsichtbar zu machen. Andere 360-Grad-Kameras machen sozusagen einen Sport daraus, die Halterungen möglichst unauffällig im Video zu haben oder sogar mehr oder weniger ganz verschwinden zu lassen. Das geht nur dann gut, wenn sich die Halterung oder das Stativ genau in dem Stiching-Bereich der beiden Hälften befindet. Die Kodak erschwert solcherlei Bemühungen, denn der Bereich, in dem die beiden Video-Hälften zusammengefügt wird, liegt ja nicht in Richtung des Stativgewindes. Die 235°-Kamera hat die Halterung normalerweise immer voll im Bild. Der Effekt wir sogar noch dadurch verstärkt, dass die Entwickler das Stativgewinde ungeschickterweise sozusagen auf der falschen Seite angeordnet haben. Es sitzt zwar ohnehin nicht mittig unter dem Gehäuse. Aber es sitzt leider auf der Seite des 235°-Objektivs und eine montierte Halterung ist dadurch sehr dominant sichtbar.

Praxis-Tipp: Ich habe einmal etwas herumexperimentiert, weil es mich doch interessierte: Die einzige Möglichkeit, den Effekt einer schwebenden Kamera ohne sichtbare Stange zu erzeugen, ist eine leichte Abwinklung der Kamera, die dafür sorgt, dass die Stange im Schnittbereich der beiden Videos verläuft. Getestet habe ich das mit einem biegsamen Arm mit 1/4-Zoll-Gewinde. Praxisgerechter ist natürlich ein Selfie-Stick, der am Ende eine GoPro-Halterung hat (von Kodak und anderen Herstellern optional), in den wiederum der Halterahmen aus dem Adventure- oder Ultimate-Kit leicht abgewinkelt befestig wird. Alternativ kannst du einen sehr kleinen Kugelkopf (wird bei einigen Selfie-Sticks mitgeliefert) nutzen und damit die Schrägstellung erzeugen.

Ein weiterer Nachteil der beiden stark unterschiedlichen Bildwinkel bei vollsphärischen VR-Aufnahmen zeigt sich sowohl bei Fotos als auch bei Videos in Form einer recht inhomogenen Qualität innerhalb des aufgezeichneten Vollkreises. Die 360-Grad-VR-Aufnahmen haben sozusagen einen "Sweet Spot". Damit meine ich einen Bildbereich, in dem die Bildqualität höher liegt, als im Rest der 360-Grad-Projektion. Das ist hier natürlich die Richtung, in die die 155°-Kamera blickt. Dort ist die Bildqualität wirklich erfreulich. Umso schwächer ist allerdings die Qualität im weitaus größeren Rest. Das Problem verschärft sich dadurch, dass der Bereich mit der besten Bildqualität ab 155 Grad sehr abrupt in den Bereich mit der schlechtesten Bildqualität übergeht. Das ist der Übergangsbereich zwischen den beiden Bildwinkeln, in dem sich die Teilbilder begegnen. Dort kommt es (bei jeder zweiäugigen Kamera, nicht nur bei der Kodak) gelegentlich zu Fehlern beim Zusammenfügen und die Schärfe durch das Überblenden ist gering. Zudem ist die Bildschärfe der 235°-Kamera dort generell schwach und sie neigt stark zu Farbsäumen an Kontrastkanten. Dreht man sich im Video dann weiter, nimmt die Qualität wieder zu. Dort, wo die 235°-Kamera in ihren mittleren Bereich kommt, erreicht sie aber nicht annähernd die Qualität des Bereichs, der vom 155°-Objektiv erfasst wird.

  • Bild Unter der spritzwasserdichten Klappe der Kodak PixPro 4KVR360 sitzen dicht gedrängt: Akkufach, Seicherkartensteckplatz, Micro-USB-Anschluss, Micro-HDMI-Anschluss und eine 2,5mm-Klinkenbuchse als Mikrofonanschluss. [Foto: MediaNord]

    Unter der spritzwasserdichten Klappe der Kodak PixPro 4KVR360 sitzen dicht gedrängt: Akkufach, Seicherkartensteckplatz, Micro-USB-Anschluss, Micro-HDMI-Anschluss und eine 2,5mm-Klinkenbuchse als Mikrofonanschluss. [Foto: MediaNord]

Physikalisch ist das alles leicht zu erklären. Ein 235°-Objektiv ist immer eine grenzwertige Sache. Da wird die Physik ausgereizt. Ein 155°-Objektiv hat dagegen leichtes Spiel. Wenn nun aber beide Objektive erstens auf einen gleich großen Sensor mit gleich vielen Pixeln arbeiten und sich zweitens anschließend im Video jeweils ca. 50 % der Fläche teilen, dann ist klar, dass bei der etwas eigenwilligen Kodak Pixpro 4KVR360 ein Bereich im 360°-Video immer deutlich besser sein muss als der Rest. Ein homogenes VR-Video entsteht so eher nicht. Verglichen mit anderen, grundsätzlich ähnlichen 4K-VR-Panoramakameras kann man sagen: Ein relativ kleiner Teil des Bildwinkels (155°) der Videos der Kodak ist potenziell besser als bei Konkurrenz, der weitaus größere Teil (235°) ist aber schlechter. Dem gegenüber steht allerdings der Vorteil, beide Kameras auch einzeln nutzen zu können und somit quasi drei Kameras in einer zu haben.

Von der ungleichmäßigen Bildschärfe abgesehen sind die Videos eigentlich in Ordnung. Probleme mit sichtbaren Übergängen im Nahbereich sind prinzipbedingt und treten nicht stärker auf als bei anderen ähnlichen Kameras. Mit starken Helligkeitsunterschieden im Bild, die bei vollsphärischen Videos sehr häufig auftreten, kommt die Kodak nicht so gut zurecht. Die Kamera belichtet dann eher auf die Lichter (helle Töne) und erhält dort die Zeichnung, mittlere und dunkle Passagen geraten dann zu dunkel. Mit Bordmitteln bzw. der Kodak-Software kannst du dagegen nichts ausrichten. Wenn du alles aus der Pixpro herausholen willst, kommst du nicht um eine zusätzliche Bildbearbeitungs- und Videobearbeitungs-Software herum.

Beispielfotos

Und wie sieht die Schärfe und Auflösung bei Fotos aus? Im Vergleich zu den Videos sind in den Fotos tatsächlich viel mehr Details enthalten. Kein Wunder, es landen ja auch theoretisch 27 Megapixel statt 8,3 Megapixel auf der Speicherkarte. Der Wert ist aber als eher theoretisch anzusehen. Den "Benchmark" gibt hier die Dome-Kamera vor, die alleine 3680 x 3680 Pixel (13 Megapixel) speichert. Die gleiche Pixelzahl "sieht" die Front-Kamera zwar auch, aber der davon genutzte Bereich ist kleiner. Dennoch wird das alles dann auf 27 Megapixel im flachen Format umgerechnet. Das mag technisch/rechnerisch passen, aber "rattenscharf" sind die Bildergebnisse nicht. Aber auch nicht schlecht, schaue dir gerne die beiden Beispielfotos in unserem Panorama-Viewer an.

Fazit

Dass zwischen Ankündigung und Markteinführung mehr als ein Jahr verging, merkt man der Kodak Pixpro 4KVR360 nicht unbedingt an; die Technik ist heute teilweise schon weiter. Interessant und einzigartig ist das Konzept mit den unterschiedlichen Bildwinkeln der beiden Kameras, die sich auch einzeln nutzen lassen. Dadurch ergeben sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die andere reine Panoramakameras nicht bieten. Diesen Vorteil erkauft sich der Anwender mit dem Nachteil einer inhomogenen Bildschärfe. Die Bedienung der Kamera und die Desktop-Software sind eher etwas für Hartgesottene, da bieten Mitbewerber ausgereiftere Konzepte. Unterm Strich können wir die Pixpro 4KVR360 nur dann empfehlen, wenn das 3-in-1-Kamerakonzept, das allein diese Kamera bietet, für dich interessant ist.

Vorteile

  • 4K-Panoramavideos mit 15 fps fertig in der Kamera
  • auch mit nur einer der beiden Kameras nutzbar als Actioncam mit 197° Bildwinkel
  • spritzwassergeschützt und robust

Nachteile

  • ungleichmäßige Bildqualität im VR-Modus
  • kein Horizontausgleich und keine Bildstabilisierung im VR-Modus
  • Kamera und Software nicht sehr bedienungsfreundlich