Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

Der Fokus ist bei der SL10 eine Geduldsprobe: Er ist unglaublich langsam (im Weitwinkel durchschnittlich 1140 ms, Tele durchschnittlich 960 ms, stark variierend von 0,6 s bis 1,7 s), ausschließlich automatisch und bietet zum punktgenauen Anvisieren kleinerer Objekte keine Hilfe. Fokussieren kannst du, indem du entweder den mechanischen Auslöser halb durchdrückst oder auf der Bedienoberfläche per Touch eine Stelle im Sucherbild auswählst. Dieser Prozess kann sehr anstrengend werden, da das Anvisieren von Motiven in geringer Entfernung über die App-Oberfläche dann doch nicht so punktgenau funktioniert wie es soll und der Fokus über die mechanische Taste im Zweifelsfall immer den Hintergrund scharfstellt (unabhängig davon, ob Weitwinkel oder Tele). Der Auslöser an der Smart Lens reagiert sehr langsam, der digitale Knopf in der App hinkt dem physischen sogar noch hinterher (aber löst direkt ein Foto aus, ohne vorzufokussieren). Der 10-fache Zoom (bedienbar am Objektiv selbst, oder auch via App) ist ebenso behäbig wie der Fokus.

Die Bildqualität kann sich insgesamt aber sehen lassen. Hast du dich erst einmal durch den Entstehungsprozess gekämpft, kannst du dich an scharfen, detailreichen, farbenfrohen 16-Megapixel-Bildern erfreuen, zumindest im Weitwinkel. In unserem Testbild ist noch die drittletzte Zeile der Augen-Testtafel noch gut lesbar. Zum Rand hin nimmt die Auflösung aber sichtbar ab. Von der Holzmaserung im Lineal ist nicht viel zu sehen und dessen Ziffern werden nach links zur Bildecke hin immer unschärfer. Das Rauschen ist am Testaufbau in Weitwinkel bei Blende F3,3 und ISO 100 kaum sichtbar, bei höheren ISO-Zahlen dann zunehmen schon. Die Scharfzeichnung praxisgerecht gewählt. Das direkte Konkurrenzmodell von Sony, die DSC-QX10 mit ebenfalls optischem 10-fach-Zoom, kann das übrigens alles noch einen Tick besser (und das 30-fach-Zoom-Modell Sony DSC-QX30 ist noch eine ganze Stufe besser). Bei der DSC-QX10 ist in Weitwinkelstellung eine weitere Zeile in der Augentest-Tafel gerade noch lesbar und das Lineal hat bei Sony deutlich mehr Maserung und schärfere Zahlen auch zum Rand hin.

  • Bild Der Pixpro Remote Viewer. Die geringe Auflösung des Sucherbilds erschwert exakte Fokussierungen. [Foto: MediaNord]

    Der Pixpro Remote Viewer. Die geringe Auflösung des Sucherbilds erschwert exakte Fokussierungen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Programmwahl im Remote Viewer. Entscheidungswille ist gefragt, denn das Menü schließt sich schnell von alleine. [Foto: MediaNord]

    Die Programmwahl im Remote Viewer. Entscheidungswille ist gefragt, denn das Menü schließt sich schnell von alleine. [Foto: MediaNord]

  • Bild Wahl des Seitenverhältnisses und der Auflösung. Für den Notfall hat die SL10 übrigens auch einen kleinen internen Speicher. [Foto: MediaNord]

    Wahl des Seitenverhältnisses und der Auflösung. Für den Notfall hat die SL10 übrigens auch einen kleinen internen Speicher. [Foto: MediaNord]

  • Bild Im Pixpro Remote Viewer wählbare Modi für die SL10 im Vergleich: Program (links), Auto Scene (rechts). [Foto: MediaNord]

    Im Pixpro Remote Viewer wählbare Modi für die SL10 im Vergleich: Program (links), Auto Scene (rechts). [Foto: MediaNord]

  • Bild WDR (linke Hälfte) und HDR (rechts) der SL10 nehmen sich nicht viel, HDR betont allerdings die Details besser. [Foto: MediaNord]

    WDR (linke Hälfte) und HDR (rechts) der SL10 nehmen sich nicht viel, HDR betont allerdings die Details besser. [Foto: MediaNord]

Im Telebereich steht bei der Kodak Pixpro SL10 nur noch eine Lichtstärke von F5,5 zur Verfügung. Das veranlasst die Automatik bei unserem mit 3200 Watt strahlend hell ausgeleuchtetem Testaufbau den ISO-Zahl auf 450 hochzuschrauben. Telestellung und höherer ISO-Wert bekommen den Fotos aber nicht so gut. Die Auflösung ist insgesamt etwas niedriger, der Kontrast nimmt ab, die Bilder wirken flauer. Dafür ist die (verminderte) Schärfe aber bis in die Bildecken auf nahezu konstantem Niveau. Beim Weißabgleich wählt die Pixpro SL10 im Zweifel eine zu warme Farbeinstellung, was vielen Motiven eher schmeichelt als eine kühle, bläuliche Einstellung. Die Preview-Auflösung erreicht übrigens offensichtlich niedriger als die FullHD-Auflösung des Displays unseres Smartphones. Die Smartphone-Kamera liefert eine detailliertere Vorschauf als die über WLAN übertragene Vorschau der Kodak Pixpro SL10. Im Review-Modus können die Aufnahmen dann aber zügig abgerufen und in hoher Qualität begutachtet werden.

Im Videomodus sieht der Aufnahmeprozess noch anders aus. Oben erwähnte Einstellungen fehlen gänzlich. Nur Auflösung und Bildrate sind wählbar. Der physikalische Knopf am Objektiv löst die Aufnahme nicht aus, das Sucherbild ruckelt und der bewegungsungeeignete Fokus macht sich deutlich bemerkbar. Dafür ist die Audioaufzeichnung gut, das Bild relativ klar und die Farben ordentlich. Trotz sichtbarer Scharfzeichnung fehlen den Videos allerdings etwas die Details. Maserung im Holzlineal wirst du z. B. praktisch keine finden, die Millimeter-Skala in der Farbtafel wird ebenfalls nicht mehr aufgelöst. Das ist aber klassenüblich. Die Sony QX10 ist bei Videos nicht besser.

Fazit

Die Kodak PixPro SL10 ist kein Produkt für schnelle Schnappschüsse. Die Smart Lens läuft langsam an und arbeitet etwas schwerfällig. Dafür schlägt sie die durchschnittliche Smartphone-Kamera in Bildqualität und Funktionsumfang und bietet 10fach optischen Zoom. Hoher Detailgrad, schöne Farben und brauchbare Leistungen bei hohen ISO-Werten zeichnen das Produkt ganz klar aus. Du musst allerdings für die Bilder kämpfen, da sich dir große Schwächen in der Bedienbarkeit in den Weg stellen. Einmal eingewöhnt, bietet sich hier ein interessantes Gadget, das sich durchaus auch mit der Cyber-shot DSC-QX10 von Sony messen kann, wobei der schwache Akku die unbegrenzte Experimentierfreude etwas einschränkt.

Vorteile

  • gute Bildqualität
  • NFC und WiFi
  • gute Halterung

Nachteile

  • langsamer Fokus und Auslöser
  • recht groß und schwer