Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

Programm-Highlights

Neu hinzugekommen sind vier interessante Funktionen: Stanzformen, Maskengenerator, Lookabgleich und Gauß’sche Unschärfe. Mit den Stanzformen kannst du einen nach Wunsch geformten Bildausschnitt vor schwarzem Hintergrund herausstechen lassen bzw. (umgekehrt) einen bestimmten Ausschnitt ausschwärzen. Da du mit Keyframes Auschnittsgröße, -form, -verzerrung und Randfederung frei animieren kannst, lassen sich hier gewisse Anwendungen finden. Als Maske ist das Resultat in den meisten Fällen allerdings so nicht zu verwenden (es sei denn, du wendest die Stanzform auf eine weiße Farbfläche an und verwendest diese als Maske).

Für präzisere Masken, die du zielgerichtet auf einen Bildausschnitt anwenden kannst, gibt es den Maskengenerator. Wendest du diesen Effekt an, kannst du dich für einen Masken-Typ entscheiden. Zur Wahl stehen klassischerweise Luminanz, Alpha, Rot, Grün und Blau. Mit Hilfe von vier Schiebereglern für Höhen und Tiefen trennst du den zu maskierenden Bildbereich (z. B. einen einfarbigen bzw. ausgebrannten Himmel) vom Rest des Bildes. Invertieren kannst du die Maske auch. Damit erschaffst du eine Bewegtmaske, die sich mit fortschreitendem Video in ihrer Form anpasst. Wenn du anschließend die gewünschten Bildteile gegen andere ersetzt (alternativ natürlich auch beispielsweise durch eine anders gefärbte Kopie des maskierten Videos), ist es vorteilhaft, wenn das Video nur gleichmäßige Kamerabewegungen aufweist oder besser gar keine – was du mit dem Stabilisations-Plugin Mercalli V2 aufwandsarm erreichen kannst.

Mit Hilfe der Funktion Lookabgleich kannst du die Farbeindrücke einzelner Clips/Szenen automatisch aneinander anpassen (Grading). Dazu wählst du das Zielobjekt, das angepasst werden soll, an, bestimmst einen Referenz-Frame auf der Zeitleiste, der dem gewünschten Farbeindruck am nächsten kommt und lässt die Automatik arbeiten. Die Intensität des Effektes kannst du anhand eines Schiebereglers anpassen. Mit dieser Funktion kannst du Spielereien wie das Umfärben der Sahara-Wüste in saftiges Gras-Grün anstellen, aber auch für ernsthafte Anwendungen ist der Lookabgleich geeignet: So lassen sich abweichende Aufnahmeeinstellungen verschiedener Kameras angleichen, du kannst deinem Film einen einheitlichen Look verpassen ohne dafür mehr als eine einzelne Sequenz intensiv bearbeiten zu müssen und Aufnahmen bei Tageslicht lassen sich überzeugend in Nacht-Szenen verwandeln (zugegeben, minimale Korrekturen können anschließend doch noch notwendig sein).

  • Bild Der Maskengenerator eignet sich beispielsweise um diesen ausgebrannten Himmel auszutauschen... [Foto: MediaNord]

    Der Maskengenerator eignet sich beispielsweise um diesen ausgebrannten Himmel auszutauschen... [Foto: MediaNord]

  • Bild ... gegen eine nächtliche Kulisse. Mit "Position/Größe" haben wir die Bildteile zurechtgeschoben... [Foto: MediaNord]

    ... gegen eine nächtliche Kulisse. Mit "Position/Größe" haben wir die Bildteile zurechtgeschoben... [Foto: MediaNord]

  • Bild ...und mit dem Lookabgleich wird das ursprüngliche Material automatisch der Nacht-Szene angepasst. Nur die Farbsättigung sowie die schwach leuchtenden Ohren erfordern etwas Nachjustierung. [Foto: MediaNord]

    ...und mit dem Lookabgleich wird das ursprüngliche Material automatisch der Nacht-Szene angepasst. Nur die Farbsättigung sowie die schwach leuchtenden Ohren erfordern etwas Nachjustierung. [Foto: MediaNord]

Abrunden kannst du deine Bildbearbeitungen/Bildkompositionen mit Gauß’scher Unschärfe. Diese wird physikalisch korrekt berechnet (im Gegensatz zu zahlreichen gängigen Unschärfe-Methoden, bei denen einfach nur unmittelbar benachbarte Pixel zusammengematscht werden) und wirkt daher überzeugend. Leider ist die Einstellungsskala mit nur zwei Nachkommastellen für manche Anwendung nicht präzise genug (und beginnt somit auch erst bei 0,01, also bereits deutlicher Unschärfe), in vielen Fällen sollte dies allerdings kein Problem sein. Kombinieren kannst du die Gauß’sche Unschärfe beispielsweise mit Masken, die du mit dem Stanzformen-Effekt erstellt hast, um einen Schärfeübergang ins Bild zu bringen (z. B. für künstliche „Tilt Shift“ Videos). Aber auch ein mit dem Maskengenerator ausgetauschter Himmel kann mit Gauß'scher Unschärfe an die Schärftentiefe des Originals angepasst werden.

All diese Effekte lassen sich natürlich auch mit anderer Software erzielen, dort auch mit wesentlich mehr manueller Kontrolle – jedoch auch damit verbundenem, großen Zeitaufwand und erforderlicher Fachkenntnis. Magix präsentiert dem Hobby- bzw. semiprofessionellen Anwender eine simple, automatisierte, nutzerfreundliche Methode, innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls auf jene bislang höherklassigen Effekte zugreifen zu können. Video Deluxe erweitert damit seine Anwendungsgebiete massiv und erfasst eine größere Zielgruppe als zuvor.

Performance

Die Leistung bzw. Geschwindigkeit des Programms kann von Rechner zu Rechner sehr unterschiedlich sein. Die folgenden Betrachtungen basieren auf folgenden Eckdaten: Intel Core i7-5820K @ 3.30GHz (CPU), 32 GB DDR4 (RAM), GeForce GTX 980 Ti (GPU), Windows 7 Professional 64 Bit.

Insgesamt ist Video deluxe (Premium) eine rasch arbeitende Software, die an schwächere Hardware angepasst werden kann (z. B. via Proxy-Dateien oder reduzierter Darstellung im Videovorschau-Monitor). Das Buffern vor dem Beginn einer Videovorschau kann allerdings situationsbedingt verhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen. Leider wird der Ladeprozess auch nirgendwo deutlich kenntlich gemacht, sodass der Anwender manchmal schon bangen mag, das Programm habe seinen Betrieb gänzlich eingestellt – zurecht, denn Programmabstürze sind leider keine Seltenheit in Video Deluxe. Zwar haben die Entwickler sichtlich intensiv an einer Verbesserung der Stabilität gearbeitet, sodass völlig unerwartete Abstürze faktisch nicht mehr auftreten, bei intensiven Rechenprozessen neigt das Programm allerdings doch verstärkt dazu, sich aufzuhängen, was immer einem Totalversagen entspricht: Während andere Videobearbeitungsprogramme nur einzelne Programmmodule abstürzen lassen und immer daran denken, an kritischen Stellen selbstständig ein Backup des Projektes zu erstellen, ist jeder Absturz in Video Deluxe ein größerer Rückschlag. Der zuletzt (automatisch gespeicherte) Stand wirft meist viele Projektfortschritte über den Haufen, denn die Software stürzt ja eher nicht bei der Videovorschau ab sondern wenn der Nutzer gerade intensive Detailarbeit betreibt. Häufiges Speichern durch den Nutzer können wir daher nur dringend empfehlen.

In der Zeit zwischen den Abstürzen sind jedoch keine Beanstandungen zu vermelden: Das Programm erledigt alle Aufgaben rasch und hakelt selten. Einziges Manko ist die Export-Geschwindigkeit: Gemessen anhand eines ein-minütigen Videos, das wir in das gängige Format MP4 exportierten, erreichte Video Deluxe mit der empfohlenen Qualitätseinstellung „ausgewogen“ (bezogen auf Kompression) ca. 1,5 Minuten, mit „gut“ dauert der Export 3 Minuten und in maximaler Qualität („Beste“) musst du bis zu 4,5 Minuten auf dein Resultat warten. Programme höchster Preisstufe schaffen den Export auch in weniger als der Hälfte der Filmlaufzeit, womit Video Deluxe (unter nächst-ähnlichen Einstellungen) bei 150 Prozent der Filmlaufzeit teilweise schon mehr als die dreifache Zeit in Anspruch nimmt. Doch für ein Programm dieser Preisklasse kann die Renderzeit eigentlich hingenommen werden – wäre da nicht H.265, dessen Unterstützung von Magix beworben wird.

Generell ist die Idee nicht schlecht, rechtzeitig H.265 zu integrieren, denn dieser Codec wird in Zukunft H.264 als Standard ablösen, auch wenn es noch Hürden gibt wie beispielsweise YouTube, die weltgrößte Videoplattform, die H.265 bisweilen nicht unterstützt. Technisch gesehen bietet H.265 die gleiche Qualität wie H.264, verringert allerdings die Dateigröße um bis zu 60 Prozent – jedoch zu Lasten der Exportdauer, denn die kann ein Vielfaches der von H.264 bekannten betragen. Und das kann in Magix Video Deluxe schmerzhaft werden: Nun messen wir knapp 4:50 Minuten unter der Qualitätseinstellung "ausgewogen" für das gleiche Video, mit der Einstellung "Beste" beträgt die Exportzeit gar 29 Minuten (für ein einminütiges Video!). Das ist eindeutig zu viel, um aktuell als Feature beworben zu werden.

Fazit

Magix eröffnet sein neues Update-Abonnements-Konzept mit einem starken Produkt, das nun laufend verbessert werden soll. Dank OpenFX-Schnittstelle steht es dem Nutzer außerdem frei, sein Programm um zusätzliche Funktionen und Plugins selbstständig zu erweitern. Die Highlights der Version wissen zu überzeugen, denn mit Maskengenerator und Lookabgleich weiten sich die Grenzen der Möglichkeiten in Video Deluxe massiv – höherklassige Kreativ-Tools werden heruntergebrochen auf eine nutzerfreundliche und flexible Funktionsweise, wie es von Magix gewohnt ist. Nur die schwache Exportdauer ist unvorteilhaft – vor allem in Hinblick auf den rechenintensiven Videocodec H.265, die Performance insgesamt ist aber für ein Videobearbeitungsprogramm gut.

Vorteile

  • Neue, starke Kreativfunktionen
  • Intuitiver, rascher Videoschnitt
  • Zahlreiche, hochwertige Vorlagen
  • Äußerst bedienerfreundlich

Nachteile

  • Hohe Videoexportdauer
  • Gelegentlich Programmabstürze