Videoschnittsoftware Das Jahres-Update der umfangreichen Videoschnitt-Software ist da. Mit an Bord sind auch dieses Mal neue Funktionen, ein vollständig umgekrempeltes Programm-Interface sowie ein integrierter Shop. Auch mit Versprechen geizt Hersteller Magix nicht – durch Programmoptimierung sollen Vorschau und Export (auch bei hochauflösenden 4K-Videos) ab sofort bis zu fünfmal schneller sein, womit Magix den Hauptkritikpunkt aller bisheriger Versionen aufgreift. Ob Stotterer und ewige Export-Wartezeiten nun aber tatsächlich der Vergangenheit angehören, untersuchen wir – neben anderen Aspekten – in unserem Test.

  • Bild Magix Video Deluxe 2018 - Premium. [Foto: Magix]

    Magix Video Deluxe 2018 - Premium. [Foto: Magix]

Das erste Jahr des (recht undurchsichtig kommunizierten) Semi-Update-Abonnements in Magix Video Deluxe ist ausgelaufen. Der Magix Update Service hat dich in den zurückliegenden 52 Wochen regelmäßig mit neuen Inhalten sowie Performance-Updates und Bugfixes versorgt. Du kannst nun mit dem jetzigen Stand des Programms aus dem Modell aussteigen – Video Deluxe ist zukünftig wie gehabt nutzbar und erhält wohl sogar weiter Bugfixes. Möchtest du allerdings weiterhin den jeweils aktuellen Stand der Technik nutzen, musst du den Magix Update Service verlängern bzw. Video Deluxe upgraden, was Nutzern der 2017er-Ausgabe zum Vorzugspreis möglich ist. Damit sorgst du nicht nur für zukünftige inhaltliche Updates, sondern erhältst direkt zum Einstieg/Upgrade einen ganzen Schwung Neuerungen – so groß, dass wir unseren Test neu aufsetzen müssen, auch wenn es sich hierbei eigentlich nicht um eine alleinstehende neue Programmversion handelt.

Solltest du neu in die Video-Deluxe-Reihe einsteigen, seien dir in diesem Absatz die „Eckdaten“ an die Hand gegeben: Magix Video Deluxe gibt es in drei verschiedenen Ausführungen, von denen die Grundvariante „Magix Video Deluxe“ Basisfunktionen bietet, der Zusatz „Plus“ jene Funktionen erweitert sowie neue anfügt und die teuerste Version, mit dem Anhang „Premium“, mit zusätzlichen Plugins und Massen an Zusatzinhalten das Produkt abrundet.

Die Unterschiede der Fassungen im Kurzüberblick: Die Standard-Variante (knapp 70 Euro UVP) bietet 32 Bearbeitungsspuren, 4K- und Vorlagen für Effekte und Menüs und automatische Assistenten für Schnitt und Ton, Streaming sowie Bildstabilisierung mit Mercalli V2. Magix Video Deluxe Plus (im Moment knapp 80 Euro, regulär vermutlich knapp 100 Euro) besitzt 200 Schnitt-Spuren, sekundäre Farbkorrektur, Keyframes (Animations-Rastpunkte), Reiseroutenanimation, automatischen Lookabgleich, 360-Grad-Bearbeitung, HDR-Effekte, Effektmasken und einiges mehr. Die Top-Version Magix Video Deluxe Premium (knapp 130 Euro) beinhaltet dies alles und fügt noch vier große Plugins hinzu, die hauptsächlich Farbfilter und hochwertige Blenden umfassen. In der Regel bist du mit der Plus-Variante ausreichend versorgt (besonders zu dem aktuellen Spitzenpreis (Stand: 04.10.2017). Ab dieser Variante kannst du darüber hinaus die Plugins aus der Premium-Fassung bei Bedarf auch einzeln im neuen programminternen Shop nachkaufen. Besitzer der Vorgängerversion bekommen das Update auf die 2018er-Version übrigens für knapp 70 Euro (Premium-Version) inklusive wiederum einem Jahr laufender Updates.

Oberfläche/Arbeitsbeginn

Bei der Programmoberfläche hat es mit dem 2018-Update hauptsächlich Änderungen im Effekte-/Blenden-/Titel-Fenster gegeben. Da der Rest allerdings weitestgehend identisch geblieben ist, erlauben wir uns hier, für Erstleser die kommenden drei Absätze aus dem letztjährigen Testbericht wiederzuverwenden. Die Auseinandersetzung mit den Änderungen haben wir dementsprechend mit einer Zwischenüberschrift gekennzeichnet.

Beim Programmstart siehst du einen Dialog, in dem du ein neues Projekt erstellen, ein zuvor erstelltes Projekt (versions- und Magix-Software-übergreifend) öffnen oder eine Filmvorlage verwenden kannst. Vor dem Eröffnen eines neuen Projektes hast du die Möglichkeit, alle Grundeinstellungen festzulegen, darunter PAL/NTSC, Auflösung, Framerate und Audio-Samplerrate. Diese Einstellungen kannst du natürlich während der Arbeit an einem Projekt und sogar nochmals beim Export ändern, sodass deine Wahl beim Startdialog nicht endgültig durchdacht sein muss. Hast du bereits ein Projekt erstellt, wird der Dialog dir beim nächsten Start von alleine anbieten, dieses fortzusetzen. Übrigens löscht Magix Video Deluxe Autosaves nicht, sodass du auch (bewusst) nicht gespeicherte Projekte beim nächsten Programmstart fortsetzen kannst.

  • Bild Magix Video Deluxe bietet dir Schnitt, wie du ihn brauchst – neben dem hier abgebildeten Timeline-Modus gibt es eine verinfachte Storyboard-Ansicht. [Foto: MediaNord]

    Magix Video Deluxe bietet dir Schnitt, wie du ihn brauchst – neben dem hier abgebildeten Timeline-Modus gibt es eine verinfachte Storyboard-Ansicht. [Foto: MediaNord]

Wenn du eine Filmvorlage verwenden möchtest, stehen dir hier über 40 verschiedene, meist englisch beschriftete Motive für jeden erdenklichen Zweck zur Verfügung. Diese Vorlagen sind in den meisten Fällen sogenannte Trailer. In einem übersichtlichen Ansichts-Modus wird vor dir die kurze Szenenabfolge ausgebreitet, die Titel, Effekte, Musik und Platzhalter beinhaltet. Die Platzhalter sind sogar mit Icons gekennzeichnet, um dir dabei zu helfen, das richtige Füllmaterial auszuwählen. Die Presets sind gerade für Einsteiger hervorragend, um schnell erste, wirkungsvolle Resultate zu erzielen.

Wenn du nun ein neues Projekt erstellst, landest du direkt im Bearbeitungsmodus und sitzt vor leeren Spuren, die durch eine Werkzeugleiste von der Vorschauanzeige getrennt sind. Oben rechts befindet sich ein Fenster, das Material-Pool und Effektbrowser in einem ist. Jedes Element auf der Oberfläche ist verschiebbar (auch aus dem Programmkörper raus), vergrößerbar und einstellbar. Du kannst unter anderem die Spurenanzahl je nach Wunsch erweitern, jede Spur einzeln vergrößern, verkleinern oder auch alle gleichzeitig und einstellen, ob und wie die Tonspur dargestellt werden soll. Die Vorschauanzeige kannst du optimieren, indem du Auflösung und Framerate reduzierst und/oder digitale Effekte beim Abspielen ausblendest. Der Browser zeigt als Material-Pool zunächst Magix-eigene (GEMA-freie) Musikbibliotheken und deine Projekte an. Erfreulicherweise übernimmt der Programm-Browser die Verzeichnisstruktur deines Computers, sodass du ganz leicht die Ordner mit deinen Videodateien aufrufen kannst. Die lästige Prozedur, Clips über einen dritten Manager zu importieren, bleibt dir also erspart. Über Drag-and-Drop funktioniert der Import natürlich auch.

Neues Gesicht

Kommen wir zum wichtigsten Programmbereich. Ein Magix-Video-Deluxe-Nutzer mit Vorerfahrungen wird hier die Reiter „Titel“, „Blenden“ und „Effekte“ in Erinnerung haben samt ihrer Vorschau-Bildchen und mehr oder minder übersichtlich sortierten Dropdown-Menüs im Falle der Effekte. Das gibt es nun alles nicht mehr. Die Reiter heißen nun „Effekte“, „Vorlagen“ und „Audio“ und um es direkt vorweg zu nehmen – die Übersichtlichkeit hat sich nicht zum Besseren gewandelt.

Das „Effekte“-Fenster umfasst nun auch die Titelbearbeitung – allerdings nur ein bisschen, denn Animationen und Designs (bspw. Bauchbinden mit einfarbigem Hintergrund) sind im nächsten Reiter „Vorlagen“. Wenn du eine solche Vorlage wählst, landest du auch gleich wieder im „Effekte“-Tab – die Funktionen hängen also zweifelsohne zusammen. Die Neuordnung wirft somit durchaus Fragen auf. Ebenso die Entscheidung, das textbasierte Dropdownmenü der „Effekte“-Kategorie durch Kacheln zu ersetzen. Es fluten nun also nur rudimentär gruppierte, Icon-versehene Farbquadrate das „Effekte“-Fenster und müssen bei jeder Veränderung der Arbeitsoberfläche neu geladen werden. Die misslungenen Bemühungen, für alle Effekte passende Icons zu gestalten (beispielsweise vertritt nun ein Streifenmuster-Dreieck den Punkt „Schärfe“) sprechen eine deutliche Sprache, was diese Design-Entscheidung angeht. Pluspunkte in der B-Note vergeben wir jedoch für die Verwendung etablierter Symbole an Stellen, an denen es welche gibt.

Unter den in Magix Video Deluxe letztendlich gebotenen Funktionen findest du aber eine sehr anständige Auswahl an Möglichkeiten, dein Video zu bearbeiten. Gängige Optionen wie (auszugsweise) Helligkeit, Konstrast, Geschwindigkeit, Skalierung oder Rotation werden ergänzt durch fortgeschrittene Punkte wie Verzerrung, virtuelle Kamera, perspektivische 3D-Verformung und sekundäre Farbkorrektur. Den krönenden Abschluss bilden (in dieser Preisklasse) fast schon Premium-Funktionen wie Bildstabilisierung, Objektivkorrektur, Luminanzmasken und eine hervorragend funktionierende Look-Abgleich-Funktion, mithilfe derer du Farb- und Lichtverhältnisse von einem Clip auf einen anderen übertragen kannst. Visuelle Filter-Presets (z. B. Alter Film, Negativ, Letterbox sowie diverse Color-Grading-Vorlagen) sind auch an Bord (warum auch immer sich diese nicht im Reiter „Vorlagen“ befinden). Keineswegs zu verachten sind aber auch die 360-Grad-Video-Bearbeitungsoptionen, die vom Stitching über die Ausschnittswahl (auch mit Keyframes animiert) bis zu Bildobjekten reicht (falls du beispielsweise einen Titel in die Landschaft setzen möchtest). Auch nicht vergessen werden sollte die schon lange implementierte 3D-Kategorie, die ebenfalls brauchbare Resultate abliefert (hauptsächlich übrigens wenn es darum geht, 3D-Material aufzubessern mit räumlichen Korrekturen, temporalen Frameverschiebungen sowie Bildtiefenverstellung). Alle in diesem Absatz aufgeführten Effekte sind mit anderen Videobearbeitungs-Produktpaletten natürlich noch wesentlich präziser wandelbarer zu erzielen. Doch was Magix Video Deluxe an Detailliertheit und Einstellbarkeit fehlt, macht es allemal mit Zeitersparnis wett. Du gelangst (gerade als Einsteiger/Hobbyfilmer und auch Forgeschrittener) in wenigen Schritten an ein vorzeigbares Ergebnis und vor allem faktisch ohne Fehler verursachen zu können. Magix Video Deluxe zeigt hervorragend, wie brauchbar und umfassend Automatiken und Presets sein können, um auch Anwendern mit wenig Zeit und/oder Erfahrung zu ihren gewünschten Resultaten zu verhelfen.

  • Bild Das neue Kachel-Design ergibt einzig bei den Titel-Vorlagen Sinn. Hier bietet die Oberfläche eine gute Gelegenheit, die Textformen zu zeigen. [Foto: MediaNord]

    Das neue Kachel-Design ergibt einzig bei den Titel-Vorlagen Sinn. Hier bietet die Oberfläche eine gute Gelegenheit, die Textformen zu zeigen. [Foto: MediaNord]

Im Reiter „Vorlagen“ findest du vorgefertigte Animationen für Bildübergänge aller Art, dazu die bereits erwähnten Titel-Animationen und -Designs. In der enormen Fülle der Vorlagen (vor allem in der Premium-Fassung) sollte für jeden etwas dabei sein, der nicht selber animieren möchte (die Tools dazu inkl. Keyframes bietet die Software ja). Bei den Titelvorlagen passt das Kachel-Interface übrigens tatsächlich ganz gut, da auf den Kacheln ausreichend Platz für eine Vorschau ist. Im „Vorlagen“-Tab befinden sich auch Filmlook-Vorlagen, also Farb-, Sättigungs- und Kontrast-Presets. Diese sind allerdings alles andere als subtil gestaltet und daher, auch angewandt auf normale taghelle Aufnahmen, eher unbrauchbar, es sei denn, du magst schrille Farbstiche. Im letzten Tab „Audio“ dreht sich nun alles um den Store, der hier bislang keine Erwähnung gefunden hat – aus gutem Grunde.

Fortsetzung auf Seite 2