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Die echte Story

Zu dem Text hätte ich dann noch ein paar nette Fotos vom Umbau eingebaut, ein Video veröffentlicht, wie der eGimbal an der Lübecker Obertrave oder am Holstentor entlangschwebt und entwackelte und jederzeit gerade Aufnahmen macht. Aber. Es. Geht. Nicht. Leider!

Das Ergebnis unserer Flüge war stets, dass der Gimbal nach einigem Hin und Her, Auf und Ab, mit seitlich stark schräg geneigter Kamera zu uns zurückkehrte. Die Kamera hing nicht mehr waagerecht, sondern um zirka 15 Grad geneigt. Typischerweise in Blickrichtung der Kamera gesehen mit der rechten Seite nach unten. Dieses Problem, dieser Fehler, war reproduzierbar, wie man so schön sagt. Rein nach technischem Verständnis konnte dies überhaupt nichts mit unserem Umbau zu tun haben, denn die Sensoren, die die Ausrichtung der Kamera vornehmen, sitzen ja in dem Teil des eGimbal-Arms, in den du die Kamera schraubst. Den restlichen Teilen ist es herzlich egal, ob sie über Kopf oder 90 Grad seitlich oder sonstwie montiert sind, Hauptsache der mechanische Anschlag, der im Grunde nur ein Überdrehen und Abreißen der Kabel verhindern soll, verhindert nicht die freie Bewegung der Kamera. Wenn deine Einbau-Positionen eine Drehung der Mechanik um 90 oder 180 Grad erfordern, dann greife zum kleinen Kreuzschlitzschraubendreher. Wenn dir meine Anleitung da oben hilft den eGimbal so zu verwenden, wie du willst, dann war das schon mal nicht umsonst.

Was also tun? Unter "Schreibtisch-Bedingungen" (Büro-Drehstuhl!) hatte ich beim Test schon den merkwürdigen, aber unkritischen Effekt beobachtet, dass der eGimbal die Kamera bei einer 360-Grad-Drehung auf dem Bürostuhl nicht hundertprozentig in der Waagerechten blieb, sondern während der Drehung bei ca. 90 Grad Drehwinkel eine minimale Schrägstellung der Kamera von ca. 3 Grad hatte, die bei 180 Grad wieder auf 0 Grad zurück ging, um sich beim Weiterdrehen bei 270 Grad so ca. 3 Grad in die andere Richtung neigte und am Ende nach 360 Grad wieder in waagerechter Position ankam. 3 Grad. Bei einem 170-Grad-Weitwinkelobjektiv. Und bei potenziellen Actionaufnahmen. Das kann man vernachlässigen. Zumal ja am Ende immer wieder alles schön waagerecht war. Nicht so nach dem hektischen Quadrokopter-Flug. Da hing die Kamera am Ende mal satt um 10 bis 15 Grad schief und wurde auch nicht wieder gerade. Also Rücksprache mit Rollei. Nun kann man ja schlecht sagen: Wir haben euren Gimbal umgebaut und der funktioniert nun nicht richtig. Also etwas vorsichtiger: Der eGimbal verhält sich etwas merkwürdig, er hält seine horizontale Position nicht einwandfrei. Ergebnis: Bitte zur Überprüfung zum Service einschicken, geprüftes Gerät oder Austauschgerät wird geschickt. Gesagt getan.

  • Bild Das war die Gegenprobe: Weil der Kopter immer mit einer im Rollei eGimal 1 um 10 bis 15 Grad seitlich schräg geneigten Kamera zurückkam, wollten wir sichergehen, dass es nicht an unserem Überkopf-Umbau liegt. [Foto: MediaNord]

    Das war die Gegenprobe: Weil der Kopter immer mit einer im Rollei eGimal 1 um 10 bis 15 Grad seitlich schräg geneigten Kamera zurückkam, wollten wir sichergehen, dass es nicht an unserem Überkopf-Umbau liegt. [Foto: MediaNord]

Als das Austauschgerät da war, erstmal wieder umgebaut (man hat ja schon Übung) unter den Kopter geschraubt und gewartet: Auf schönes Wetter (gar nicht so einfach im Dezember 2014 in Lübeck) in Kombination mit freier Zeit (man hat ja noch etwas anderes zu tun) und Praktikant Tim Reiche wollte diesem Ereignis ja auch beiwohnen. Beim Zusammentreffen der drei Faktoren dann wieder ein Kopterflug an der Obertrave. Dabei mit Akku-Problemen gekämpft (verstärkt durch niedrige Außentemperaturen). Der eGimbal ist übrigens diesbezüglich sehr zickig, arbeitet gut mit dem Original-GoPro-Akku (der aber eigentlich in unserer GoPro sitzen soll) und gar nicht gern mit dem 4,95-Euro-Billigakku, dass ich für den eGimbal gekauft hatte (da dort ja keiner im Lieferumfang ist). Der GoPro-Kamera ist der Billig-Akku hingegen herzlich egal, die funktioniert einwandfrei. Also Akkus getauscht, dann geflogen. Ergebnis: Kamera kommt mit gut 10 Grad Schrägneigung zurück. Eine Hälfte des Flugs war brauchbar und hat für eine kurze Sequenz in unserem Video zur GoPro Hero4 Black herhalten können. Der Rest unbrauchbar, da 15 Grad schräg. Einpacken, ab ins Büro. Rücksprache mit Rollei: Merkwürdiges Verhalten, waagerechte Position wird nicht gehalten. Ergebnis: Unerklärlich. Es gibt mittlerweile eine neue, minimal modifizierte Version des eGimbal, bei der im Grunde nur der zur Kamera durchgeschleifte Stromkontakt fehlt. Aber wer weiß. Einen Versuch ist's sicherlich wert, hängt nur leider noch im Zoll. Sobald die neue Lieferung angekommen ist, bekommen wir ein zweites Exemplar zum Test.

Das trifft Mitte Dezember ein, tatsächlich ohne den abbruch-gefährdeten, aufgelöteten USB-Stecker, der in die Kamera ragt. Damit lässt sich die Kamera in montiertem Zustand nicht mehr laden oder auslesen, aber egal. Das ist nicht wichtig. Also wieder das Übliche, du ahnst es. Kurzfassung: Umbau. Schönes Wetter. Zeit. Praktikant. Obertrave. Akkus diesmal gleich passend eingebaut. Null Grad beim Losfliegen. 15 Grad schräg beim Zurückkommen. Ach, ach.

Das wird wohl nichts. Die schöne Story, der schöne Text! Das schreit nach einer Gegenprobe. Einerseits ist es technisch absolut nicht logisch, dass es an dem Überkopf-Umbau liegen kann, aber ich kann ja nicht in die Welt gehen und sagen "über Kopf funktioniert der eGimbal nicht, jedenfalls nicht unter einem Kopter". Der potenziellen Antwort "Ne, klar, über Kopf nicht!" muss ich etwas entgegenzusetzen haben. Wie nur? OK, basteln. GoPro-Stativ-Adapter. 1/4-Zoll-Ersatzschraube von einer Kamera-Schnellwechselplatte. Große Unterlegscheibe. Stück Wellpappe (leicht und stabil). Zwei Kabelbinder. Fertig ist "digitalEyes.de Universal Action Cam Platform for DJI Phantom I and II". ;-)  Die Konstruktion ist übrigens wirklich gar nicht so schlecht, wie sie aussieht. Da die Pappe seitlich genau in die Vertiefung der Landegestell-Füße hineinragt und diese etwas auf Spannung hält, ist die Konstruktion wirklich sehr stabil und leicht. Die Kabelbinder sind eigentlich nur für den Fall der Fälle (Unfälle) gedacht. Falls ihr mal Pizza in Großbritannien oder Russland, Tee in China oder Medikamente auf Juist ausliefern wollt, kann ich diese Konstruktion wärmstens empfehlen. ;-)

Diesmal die vereinfachte Fassung. Schönes Wetter nicht nötig. Zeit am Wochenende. Praktikant (ausnahmsweise) nicht nötig. Obertrave auch erstmal nicht erforderlich. Eigener Garten reicht. Ergebnis – du ahnst es: Kein Happy End. Sondern 15 Grad Schräglage nach einigem Hin- und Herfliegen. Tut mir leid, eine bessere Nachricht habe ich nicht. Sonst alles richtig gemacht. Keine illegale Überkopf-Montage. Keine möglicherweise falsche Actioncam (z. B. keine Hero4 Black oder Silver), sondern die offizielle Hero3+, für die der eGimbal 1 gebaut ist. Auch kein defektes eGimbal-Testgerät, denn davon hatten wir ja mittlerweile drei Stück im Versuch. Einfach nur die falsche Anwendung. Beim Kopterflug funktioniert der Rollei eGimbal 1 nicht. Leider.

Für das kurze Video unten auf dieser Seite, dass den Effekt zeigt, haben wir den Kopf und die Kamera noch einmal so montiert, wie wir es eigentlich geplant hatten: Über Kopf in der Standard-GoPro-Halterung, die beim DJI Phantom (ohne "Vision") mit dabei ist.

Wenn du neue Ideen oder Anregungen in dieses Sache hast, schreib mir. Ansonsten mache ich hier demnächst weiter mit "China-Gimbal-Basteleien".