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Schwenkmodus, Schwenk- und Neigemodus, Lock-Modus

Was bedeuten die verschiedenen Modi? Sofern du die vertikale Stellung der Kamera nicht verändern willst, ist der sogenannte "Schwenkmodus" richtig. Die Kamera blickt dann sozusagen immer horizontal (oder in einem anderen fest eingestellten Winkel). Du kannst Gimbal samt Kamera nach links oder rechts schwenken und der Gimbal sorgt dafür, dass die Kamera immer waagerecht bleibt und deine horizontalen Bewegungen leicht zeitverzögert sanft nachgeführt werden. Ähnlich funktioniert der "Schwenk- und Neigemodus", aber bei diesem ist die horizontale Achse nicht fixiert. Richtest du den Kopf nach oben oder unten, wird die Kamera der Bewegung sanft folgen, ebenso wie bei horizontalen Richtungsänderungen. Der dritte Modus ist der "Lock-Modus", da sind alle Achsen fixiert. Du kannst praktisch den Griff unter dem Smartphones bewegen, wie du willst – das Smartphone guckt immer in genau die gleiche Richtung. Es folgt also keinerlei Richtungsänderungen, auch nicht zeitverzögert. Der Modus ist also etwas "speziell". Dann gibt es noch einen "Vertikal-Modus", der nur eingeschränkt funktioniert. Im Prinzip soll der das Smartphone im Hochformat halten, laut Bedienungsanleitung ist das fürs "Live-Streaming" gedacht, gemeint ist wohl Video-Telefonie per Facetime, Skype oder ähnlichem. Faktisch schafft es der Kopf in diesem Porträt-Modus aber nicht, das Smartphone in allen Griff-Lagen richtig auszurichten und ist im Vergleich zum Querformat weitaus anfälliger dafür, vom korrekten Kurs abzukommen. Für bestimmte Situationen mag dieser Modus dennoch nützlich sein.

  • Bild Die Bedienelemente und Status-Anzeigen Rollei Profi Smartphone Gimbal im Detail: Oben der Joystick (5-Wege-Bedienelement), etwas darüber die (hier ausgeschaltete) Bluetooth-LED. Darunter die Auslöse-Taste mit Modus-Status-LED (ringförmig). [Foto: MediaNord]

    Die Bedienelemente und Status-Anzeigen Rollei Profi Smartphone Gimbal im Detail: Oben der Joystick (5-Wege-Bedienelement), etwas darüber die (hier ausgeschaltete) Bluetooth-LED. Darunter die Auslöse-Taste mit Modus-Status-LED (ringförmig). [Foto: MediaNord]

Die Ausrichtung der Smartphone-Kamera über den Joystick in die vier Richtungen kann sehr feinfühlig erfolgen. "Kann" deshalb, weil es eine sehr gute Feinmotorik im Daumen voraussetzt, den Kopf durch minimales Bewegen des Joysticks aus seiner Mittelstellung sehr langsam zu schwenken. Bewegst du den kleinen Joystick etwas zu weit aus der Mittelstellung, dann ändert der Kopf sehr schnell seine Richtung. Es erfordert also einiges Feingefühl, die Richtung während des Videodrehs zu ändern. Aber wenn du den für deine Zwecke passenden Modus wählst, brauchst du den Joystick während des Drehs vermutlich gar nicht zu bedienen. Wenn du beispielsweise den "Schwenk- und Neigefolgemodus" wählst (zweimal Tippen auf den Joystick; Doppelblinken der Funktionstaste), dann folgt das Smartphone sanft jeder Bewegung, die du mit dem Gimbal-Kopf in der Hand ausführst (siehe oben), und du kannst (und solltest) bei Filmen eigentlich den Finger vom Joystick lassen.

Panorama-Automatik und Gesichtserkennung über die Smartphone-App

Ich habe mir auch noch die beiden Sonderfunktionen angeschaut, die die Rollei-App bietet. Die Panorama-Automatik ist leider nahezu unbrauchbar. Erstens funktioniert sie nur mit dem Smartphone im Querformat. Wesentlich sinniger wäre es das Smartphone bei Panorama-Aufnahmen hochkant zu halten (so machen es ja auch die meisten Foto-Apps). Das wird nicht deshalb so gemacht, weil das Gerät dann bequemer in der Hand liegt, sondern weil im Hochformat ein größerer vertikaler Bildwinkel eingefangen wird. Der horizontale Bildwinkel bestimmt sich ja sowieso durch die Drehung bzw. dadurch, wie welche Datenmenge das Smartphone bzw. die App verarbeiten kann. Schlimmer als der durchs Querformat bedingt geringe Bildwinkel ist die winzige Bildgröße der aufgenommenen Panorama-Fotos. Ein 180-Grad-Panorama wird nur mit 614 Pixeln in der Höhe und 4308 Pixel in der Breite gespeichert, das sind gerade mal 2,6 Megapixel. Beim 360-Grad-Panorama sind es gar nur 556 Pixel Höhe (und 7747 Pixel Breite, also 8,3 Megapixel). Das ist Spielkram, das sieht nicht mal auf dem Smartphone-Display wirklich gut aus. Zum Vergleich: Ein normales, mit der Kamera-App eines iPhone 6s Plus aufgenommenes 180-Grad-Panorama misst 16382 x 3628 Pixel – das sind knapp 60 Megapixel! Bei der App für Android sieht es nicht besser aus: 2390 x 556 Pixel sind unsere 180-Grad-Panoramen groß; bei den 360-Grad-Panoramen sind es 3970 x 574 Pixel. Aus der Hand mit der serienmäßigen Kamera-App unseres Android-Smartphones sind es immerhin 4912 x 1232 Pixel.

  • Bild Rollei Profi Smartphone Gimbal Modus-Umschaltung über die Joystick-Taste. [Foto: Rollei]

    Rollei Profi Smartphone Gimbal Modus-Umschaltung über die Joystick-Taste. [Foto: Rollei]

Ein ganz lustiges Feature hingegen ist das automatische Auslösen bei Gesichtserkennung, das die App ebenfalls bietet. Du kannst einstellen, ob mindestens ein, mindestens zwei oder mindestens drei Gesicherter gefunden werden sollen. Erscheint die entsprechende Anzahl an Gesichtern vor der Kamera (und werden diese als solche erkannt), dann justiert der Gimbal das Smartphone so, dass die Gesichter einigermaßen mittig erscheinen und schießt ein Foto. Das kann ein ganz netter Party-Spaß sein. Allerdings verharrt der Gimbal standardmäßig in Ruhe. Die Gesichter müssen also schon ins Bildfeld der Kamera kommen, damit die Sache funktioniert. Der Gimbal rotiert nicht von selbst und "sucht" aktiv nach Gesichern (so funktionierte mal ein Schwenk-Neigekopf, den es vor einigen Jahren mal von Sony für deren Kompaktkameras gab – ebenfalls ein netter Party-Gag).

  • Bild Die mitgelieferten Teile des Rollei Profi Smartphone Gimbal und wie sie montiert werden: Links das Zusatz-Gegengewicht, dass unter der Motor-Zierkappe eingebaut wird. Rechts der Lithiumionen-Akku und das Griffstück. [Foto: MediaNord]

    Die mitgelieferten Teile des Rollei Profi Smartphone Gimbal und wie sie montiert werden: Links das Zusatz-Gegengewicht, dass unter der Motor-Zierkappe eingebaut wird. Rechts der Lithiumionen-Akku und das Griffstück. [Foto: MediaNord]

Eine darüber hinausgehende von der App initiierte Steuerung des Kopfes bietet die Smartphone-App leider nicht. Keine langsamen Schwenks für Zeitraffer-Aufnahmen oder ein vorwählbarer Bewegungsablauf des Kopfes. Auch keine Fernsteuerung des (auf einem Stativ montierten) Kopfes durch ein zweites Smartphone oder Tablet.

Fazit

Zum Transport muss man das Gerät teilweise zerlegen, zum Betrieb und zum Akkuladen dann wieder zusammenbauen. Die Fernsteuerung (Video Start/Stopp und Foto-Aufnahme) über Bluetooth funktioniert ausschließlich mit der Rollei Smartphone-App. Die App wiederum bietet sonst keinen echten Zusatznutzen. Insgesamt hinterlässt der Rollei Profi Smartphone Gimbal aber einen guten Eindruck. Seine Grundfunktion erfüllt er zuverlässig.

Vorteile

  • gute Verarbeitungsqualität
  • zuverlässige Stabilisierung
  • auch für große, schwere Smartphones geeignet

Nachteile

  • Fernsteuerung nur in Verbindung mit der Rollei-App
  • Panoramaautomatik erzeugt nur sehr kleine Bilder
  • passt nur zerlegt in die Transporttasche