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Übertragung der Daten auf den PC (oder Mac)

Der Workflow über das Smartphone ist sehr einfach, wie wir gesehen haben. Wenn ich das Smartphone an den PC anschließe, finde ich die verarbeiteten Fotos und Videos dort im Verzeichnis "DCIM" im Unterverzeichnis "Gear 360". Schwieriger wird es, wenn du die Original-Fotos und Videos z. B. auf deinen PC übertragen möchtest. Das Anschließen der Kamera mit dem Original-Samsung-Kabel quittiert der PC mit dem Hinweis, dass das zuletzt angeschlossene USB-Gerät nicht ordnungsgemäß funktioniert und nicht verwendet werden kann. Ein entsprechender Hinweis findet sich auch im Geräte-Manager. Mehrfaches Wiederholen des Vorgangs brachte bei mir keine Besserung.

Die andere Möglichkeit, immer bestens bewährt: Speicherkarte raus aus der Gear 360 und rein ins USB3-Kartenlesegerät. Auf der Speicherkarte befindet sich wie bei jeder normalen Digitalkamera ein DCIM-Verzeichnis und darin die Fotos und Videos. Diese sind noch ungestitched, d. h. sie enthalten zwei runde Fisheye-Bilder nebeneinander. Ein solches Foto hat 7776 x 3888 Pixel (30 Megapixel, davon allerdings durch die beiden kreisrunden Teilbilder relativ große schwarze, d. h. nicht bildwirksam genutzte Bereiche). Die Videos in höchster Auflösung haben 3840 x 1920 Pixel, also nicht ganz 4K. Die Fotos haben mit 12 Megabyte eine "gesunde" Größe, d. h. eine geringe JPEG-Kompression. Die Videos hingegen haben eine für diese Bildgröße ("fast 4K") und Bildrate (30 Bilder/s) eine sehr knappe Datenrate von nur 30 MBit/s. Das braucht man, ehrlich gesagt, schon für ein qualitativ sehr gutes FullHD-Video. Ein gutes 4K-Video dürfte gut und gerne mindestens 60 MBit/s haben. Auf die Bildqualität der Fotos und Videos gehe ich am Ende dieses Abschnitts noch ein.

Gear 360 ActionDirector (powered by Cyberlink)

Alternativ zu der Verarbeitung in der Smartphone-App kannst du die Fotos und Videos auch mit dem weiter oben schon vorgestellten Programm Gear 360 ActionDirector von Cyberlink verarbeiten, von dem eine Lizenz der Gear 360 Kamera beiliegt. Hast du die Fotos und Videos erstmal auf dem PC, kannst du sie von dort einfach ins ActionDirector-Programmfenster ziehen, dann werden automatisch in die Rektangularprojektion konvertiert. Dies geschieht weitaus sorgfältiger als die schnelle Umwandlung im Smartphone. Übergänge sehen dabei meist deutlich besser aus, Farbsprünge werden besser ausgeglichen, sodass diese mitunter gar nicht mehr sichtbar sind. Das Konvertieren dauert aber auch entsprechend lange. Auf meinem 2,5 Jahre alten Pentium-7-Notebook mit SSD brauchte die Konvertierung von 1 Minute Panorama-Video rund 14 Minuten. Die so konvertierten Videos landen automatisch im Verzeichnis "C:\Users\Benutzername\Documents\CyberLink\ActionDirector\1.0\360" sowie in der Medienbibliothek von ActionDirector. Von dort kannst du sie auf die Zeitleiste ziehen und als Teil eines Videoprojekts verwenden. Du kannst die konvertierten Dateien aber auch mit einem (anderen) Videoschnittprogramm verarbeiten oder direkt verwenden, z. B. zu YouTube hochladen. Erfreulicherweise sind sie auch gleich mit den richtigen Metadaten versehen, d. h. YouTube weiß gleich, dass es die Videos im Panorama-Viewer anzeigen soll.

Im Gegensatz zu den Videos, die das Smartphone erzeugt, sind die Videos aus ActionDirector nicht künstlich "aufgeblasen", sie haben in etwa die gleiche Datenrate und Dateigröße wie die Original-Videos, nur dass sie eben in die Rektangularprojektion umgerechnet wurden. Die Maße bleiben auch exakt gleich, d.h. die Fotos haben wiederum 7776 x 3888 Pixel (30 Megapixel), die Videos 3840 x 1920 Pixel. Erfreulich ist, dass auch in den über ActionDirector konvertierten Fotos die Geo-Daten drin sind, sodass entsprechende Software gleich "weiß", wo die Aufnahmen entstanden sind.

Aufnahmen über Kopf

Nur am Rande bemerkt, weil es mir im Test auffiel: Montierst du die Kamera um 180 Grad auf den Kopf gedreht, weil du sie z. B. nur so sinnvoll irgendwo anbringen kannst, werden Fotos richtig herum gespeichert, Videos aber nicht. Dies kannst du auch nicht manuell vorgebeben. Eine Funktion, die bei Actioncams selbstverständlich ist, scheint bei Panorama-Kameras also ein Problem zu sein (ohne dass ich dafür einen Grund erkennen könnte). Die Ricoh Theta Kameras machen das problemlos, die Nikon KeyMission 360 und auch die Samsung Gear 360 hingegen nicht.

  • Bild Über die Gear 360 Manager App wird beispielsweise die Firmware aktualisiert – auch ein Grund, warum der Betrieb ohne kompatibles Samsung-Smartphone (für das die App angeboten wird) nicht ideal ist. [Foto: MediaNord]

    Über die Gear 360 Manager App wird beispielsweise die Firmware aktualisiert – auch ein Grund, warum der Betrieb ohne kompatibles Samsung-Smartphone (für das die App angeboten wird) nicht ideal ist. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Gear 360 Manager App. Hier der Browser, mit dem du dir die Fotos und Videos anzeigen lassen kannst, die bereits auf das Mobilgerät heruntergeladen sind, oder die auf der Speicherkarte in der Gear 360 Kamera gespeichert sind. [Foto: MediaNord]

    Die Gear 360 Manager App. Hier der Browser, mit dem du dir die Fotos und Videos anzeigen lassen kannst, die bereits auf das Mobilgerät heruntergeladen sind, oder die auf der Speicherkarte in der Gear 360 Kamera gespeichert sind. [Foto: MediaNord]

  • Bild Klickst du auf eines der Fotos oder Videos wird es zunächst als Rektangular-Projektion angezeigt. Das ist praktisch, so siehst du den ganzen Bildinhalt auf einen Blick. [Foto: MediaNord]

    Klickst du auf eines der Fotos oder Videos wird es zunächst als Rektangular-Projektion angezeigt. Das ist praktisch, so siehst du den ganzen Bildinhalt auf einen Blick. [Foto: MediaNord]

  • Bild Gear 360 ActionDirector (by Cyberlink) Programmoberfläche für den Desktop (PC oder Mac). [Foto: MediaNord]

    Gear 360 ActionDirector (by Cyberlink) Programmoberfläche für den Desktop (PC oder Mac). [Foto: MediaNord]

Beurteilung der Bildqualität

Fotos

Bei den Fotos der Gear 360 Kamera könnte man im Grunde unterscheiden zwischen der kombinierten Aufnahme beider Kameras und den Weitwinkel-Einzelaufnahmen, die du mit jeweils einer der beiden Kameras machen kannst. Bei der 30-Megapixel-Rundum-Aufnahme ist die Qualität gut. Zwar neigt die Kamera natürlich aufgrund der hohen Pixeldichte der kleinen Aufnahme-Sensoren zum Rauschen, aber die Bildqualität, die dabei herauskommt ist "erwartungsgemäß". Sie lässt sich halt nicht ohne Weiteres mit normalen Kameras vergleichen, denn die Gear 360 macht vollsphärische Aufnahmen. Da bleiben selbst bei 30 Megapixeln für Details nicht viele Pixel übrig. Der Gesamteindruck stimmt trotzdem. Ich habe mir einmal den "Spaß" gemacht und die Kamera vor unseren Testaufbau gestellt, was eigentlich bei solchen Panorama-Kameras nur begrenzt Sinn macht. Es war trotzdem sehr interessant und Aufschlussreich, denn zum einen kann man damit sehen, dass die Kamera schon im absoluten Nahbereich scharf abbildet, dass von unserer Augenoptiker-Testtafel immerhin die sechste von zehn Zeilen lesbar ist (das ist für ein solches Gerät nicht schlecht). Die Scharfzeichnung ist gering, die Bilder wirken an Kontrastkanten unscharf. Ich habe den Eindruck, dass die großen Schutzgläser vor den Linsen in Verbindung mit den sehr hellen Halogenstrahlern an unserem Testaufbau einiges zur Kontrastminderung und zu dem insgesamt weichen Bildeindruck beitragen. Ein helles Sonnenlicht draußen bewirkt allerdings dasselbe. Insgesamt macht das Betrachten der 30-Megapixel-Fotos in einem Panorama-Viewer schon viel Spaß. Etwas mehr Kontrast und Schärfe würden den Bildern gut tun. Du kannst die Bilder dazu übrigens normal in der Bildbearbeitung bearbeiten, aber erst NACH dem Zusammenfügen. Bearbeitest du die nicht gestitchten Versionen der Kamera, konvertiert ActionDirector die Fotos nicht mehr. In dem folgenden Panorama-Viewer findest du als Bildvergleich dasselbe Foto einmal so, wie die App im Samsung Galaxy S7 das Bild verarbeitet hat, als zweites so, wie ActionDirector das Roh-Bild konvertiert hat, und als drittes eine von mir mit DxO Optics Pro optimierte Version (Kontrast, Rauschen, Schärfe, Chromatische Aberrationen optimiert).

Wismar Hafen Panorama-Beispiel-Fotos

Drei Versionen im Vergleich: 1. im Smartphone verarbeitet, 2. auf dem PC verarbeitet, 3. im PC verarbeitet und optimiert.

Die Gear 360 bietet ja auch die Möglichkeit nur mit einer der beiden Linsen zu fotografieren und ein Weitwinkel-Foto im 16:9-Format abzuspeichern. Dabei macht die Kamera nichts anderes, als aus dem 30-Megapixel-Foto einen 5-Megapixel-Ausschnitt zu nehmen. Dasselbe kannst du jederzeit bei Bedarf später auch in der Bildbearbeitung machen (und dabei sogar den Bildausschnitt frei bestimmen). Der 5-Megapixel-Bildausschnitt mag beispielsweise für die sofortige Veröffentlichung in sozialen Medien genügen. Einem Qualitätsvergleich mit einem höher aufgelösten Weitwinkelfoto aus einer guten Actioncam hält das 5-Megapixel-Bild aber natürlich nicht stand.

Videos

Die Qualität der Videos ist auch auf den ersten Eindruck überzeugend. Dies allein dadurch, dass der Effekt, sich innerhalb einer bewegten Szene zu bewegen, Erstaunen hervorruft und begeistert. Bei kritischer Betrachtung sieht man einmal mehr, dass bei solchen VR-Anwendungen ein 4K-Ausgangsmaterial tatsächlich das absolute Minimum darstellt, sofern einem Qualität nicht völlig egal ist oder man die Videos nur auf sehr kleinen Displays anschaut. Selbst bei den 4K-Videos der Samsung Gear 360 wünsche ich mir mehr Details, mehr Schärfe. Dies wäre bei besseren Linsen (oder besser vergüteten Linsenabdeckungen) und einer deutlich höheren Datenrate als die bescheidenen 30 MBit im Ausgangsmaterial sicherlich möglich. Dennoch: Wir sprechen hier über ein preisgünstiges Consumer-Gerät für unter 300 Euro und nicht über ein Profi-Gerät, an das man solche Anforderungen stellen darf. In Relation zum Preis ist die Qualität der Videos, die die Samsung Gear 360 produziert, exzellent! Wenn du die Videos nicht übers Smartphone, sondern mit der ActionDirector-Software zusammenfügst, erhältst du noch eine etwas bessere Qualität bei kleineren Videodateien. Insbesondere die Farbübergänge im Schnittbereich der beiden Kameras bekommt ActionDirector deutlich besser hin als die Smartphone-App – allerdings benötigt das Programm dafür auch sehr viel Zeit.

Wismar Hafen Panorama-Video (Samsung Galaxy S7 Version)

Panorama-Video direkt im Samsung Galaxy S7 zusammengefügt.

Wismar Hafen Panorama-Video (Gear 360 ActionDirector Version)

Auf dem PC mit Gear 360 ActionDirector zusammengefügt.

Auch ohne Samsung-Smartphone zu empfehlen?

Um auf die eingangs gestellte Frage "Ist die Kamera so gut, dass man sie sogar für Anwender empfehlen kann, die keines der kompatiblen Samsung-Smartphones besitzen – und ist der Betrieb dann praktikabel?" zurückzukommen: Meiner Meinung nach hundertprozentig "ja". Natürlich wird die Sache erst richtig rund, wenn du die Kamera fernbedienen kannst und die Bilder mobil verarbeiten, betrachten und teilen kannst. Aber es gibt sicherlich nicht wenige Anwendungen, in denen es einfach darum geht, für kleines Geld unkompliziert ausreichend gute Panorama-Fotos und -Videos zu machen. Und das leistet die Gear 360 durch ihre wählbare Auslöseverzögerung von 2, 5 oder 10 Sekunden notfalls auch ohne Smartphone. Und die Konvertierung per im Lieferumfang enthaltener ActionDirector-Software ist auch kein Problem, sondern lediglich etwas zeitaufwändig.

Fazit

Die kleine Samsung Gear 360 leistest erstaunliches, insbesondere wenn man ihren günstigen Preis von unter 300 Euro berücksichtigt, und ist auf jeden Fall ihr Geld wert. Die 30-Megapixel-Fotos überzeugen und auch das 4K-Video-Ausgangsmaterial kann sich sehen lassen, könnte allerdings etwas mehr Details enthalten. Das Stitchen der Fotos und Videos in der leider nur für einige Samsung-Smartphones erhältlichen App geschieht mit einer zu erwartenden, brauchbaren Qualität. Besser, aber zeitaufwändiger, bekommt es die mitgelieferte Gear 360 ActionDirector Desktop-Software hin. Alles Wichtige lässt sich auch direkt an der Kamera einstellen und bedienen. Wenn das mobile Betrachten und Teilen der Fotos und Videos nicht entscheidend ist, kann man die Samsung Gear 360 Panoramakamera deshalb sogar durchaus auch Anwendern empfehlen, die kein passendes Samsung-Smartphone besitzen.

Vorteile

  • durchdachtes Design und gute Verarbeitung
  • sehr gute Konnektivität mit einigen Samsung-Smartphones
  • Bedienelemente und Anzeigen ermöglichen Betrieb ohne Smartphone
  • gute Bildqualität bei Fotos und Videos

Nachteile

  • Smartphone-App läuft nur auf einigen wenigen Samsung-Smartphones