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Ausstattung

Aber erstmal ein kurzer Rundgang um die Kamera: Das Design ist insgesamt sehr an die GoPro-Kameras angelehnt. Leider, leider ist die Yi Sports Camera aber doch einen ganz kleinen Tick größer als die GoPro Hero 3/3+/4 und das Objektiv sitzt an anderer Position. Dadurch passt die Kamera leider in keine Halterung, die speziell für die GoPro-Modelle entworfen wurden. Unter einer Klappe auf der Rückseite legst du den Akku ein. Unter einer anderen kleinen Abdeckung befindet sich der Steckplatz für Mikro-SD-Karte und die HDMI- und die USB-Schnittstelle. Die Abdeckung für den Akku rastet sauber ein. Die Abdeckung für die Schnittstellen und die Speicherkarte lässt du lieber gleich in der Verpackung, denn die verlierst du sonst sowieso eher früher als später, denn sie ist nicht mit dem Gehäuse verbunden und du musst sie ja ständig abnehmen, wenn du die Kamera laden willst. Dies ist hier genauso schlecht gelöst wie bei vielen anderen GoPro-Clones des GoPro-Originals. Über dem Anschluss-Feld ist noch eine Leuchtdiode als Aufnahmekontrollleuchte. Auf der (von vorne gesehen) rechten Stirnseite der Kamera ist ein Taster für WiFi ein/aus mit entsprechender blauer Kontroll-LED. Zum Einstellen, oder zur Fernbedienung über die Smartphone-App wirst du WiFi ja brauchen. Aber wenn du es gerade nicht brauchst, kannst du es zum Akkuschonen abschalten und kannst dann länger filmen. Die Laufzeit bei der Videoaufzeichnung haben wir im Modus 1080p30 und mit eingeschaltetem WiFi mit 74 Minuten ermittelt.

Auf er Vorderseite ist das Objektiv und hübsch symmetrisch, dazu der Ein-Aus-Schalter, der gleichzeitig der Modus-Umschalter ist: Umschaltung zwischen Foto-Modus und Video-Modus. Wenn bei eingeschalteter Kamera die Aufnahmekontrollleuchten aus sind, heißt das "Foto-Modus". Leuchten die dauerhaft, heißt das "Video-Modus". Blinken sie, heißt das "Videoaufnahme läuft". Das ist, mit Verlaub gesagt, nicht gerade selbsterklärend. Rot leuchten kann genauso gut auch "Aufnahme läuft" heißen und rot blinken "Fehler" und wenn nichts leuchtet, dann kann das alles und nichts heißen. Irgendwie nicht gut, aber einmal gelernt, wirst du damit klarkommen. Dasselbe gilt für den stylischen LED-Ring, der den Ein-Aus-Schalter umgibt. Der bedeutet natürlich "Kamera ist eingeschaltet". Schnell Blinken heißt: Kamera startet. Langsam Blinken: Videoaufnahme läuft. Der LED-Ring kann aber in drei unterschiedlichen Farben leuchten: Blau heißt "Batteriefüllung 50 bis 100", Violett heißt "Batteriefüllung 15 bis 49 %" und Rot "0 bis 14 %"Batteriekapazität. OK, das ist zumindest ganz sinnig. Übersehen kannst du den roten Ring wirklich nicht. Aber auch hier muss man sagen: Ohne "Spezialwissen" erkennst du nicht einmal, wie voll der Akku ist. Eine einfach Reihe von drei LEDs oder wenigstens eine weniger spacige, dafür aber intuitive Grün/Gelb/Rot-Kennzeichnung hätte mehr Punkte im Test gebracht. ;-)  Bleibt noch die Oberseite: Nebst Aufnahmekontrollleuchte sitzt dort natürlich der Auslöser. Und das Mikrofon. Mono, nicht Stereo. Und die Unterseite: Hier sitzt das oben erwähnte (zu kurze) Metall-Stativ-Gewinde, sowie noch eine weitere Aufnahmekontrollleuchte. Die drei Aufnahmekontrollleuchten sind übrigens ganz nett gemeint, in der Praxis aber ziemlich witzlos, da viel zu dunkel und zudem mit milchigem Kunststoff abgedeckt, der jedes Umgebungslicht einfängt. Betreibst du die Kamera im einigermaßen hellen Sonnenlicht, was bei Actioncams ja gelegentlich vorkommen soll, sieht du die kleinen Kontrollleuchten sowieso nicht leuchten. Ausschließlich der blinkende Ring um den Ein/Aus-Schalter informiert dich dann über die laufende Aufnahme.

Mangels NFC in der Kamera musst du das Smartphone erstmalig von Hand mit dem WLAN der Kamera verbinden und dabei das Passwort 1234567890 eingeben. Aber das ist eine einmalige Sache. Die App holst du dir aus dem Google Play Store, sie heißt "Yi Kamera" (in Deutsch) bzw. "Yi Camera" (in Englisch). Wenn du die App startest, beginnt diese ungefragt und auch über mobile Internet-Verbindungen alle möglichen Videovorschauen zu laden, die andere Benutzer veröffentlicht haben. Also schnell auf den roten Kameraknopf gedrückt, um das Treiben zu beenden. Nun versucht die App sich mit der Kamera zu verbinden und ist dabei so schlau, auch die womöglich bestehende WiFi-Verbindung in deinem Heimnetzwerk zu kappen und auf den WiFi-Hotspot der Actioncam umzuschalten. Vorausgesetzt die Kamera ist eingeschaltet, klappte das bei uns meist beim ersten oder zweiten, spätestens aber beim dritten Versuch. Danach siehst du das Sucherbild. Leider läuft die App ausschließlich im Hochformat, das Sucherbild ist also entsprechend klein. Da über WLAN aber sowieso nicht die volle Auflösung übertragen wird, kann man das verschmerzen. Drückst du oben rechts auf die kleine, runde Schaltfläche, dann landest du in den Einstellungen. Und dort kannst du sauber und übersichtlich alles einstellen, was eingestellt werden kann. Die Sache ähnelt der App von GoPro, die sehr ähnlich aufgebaut ist. Und besser geht es auch nicht. Statt sich durch zahlreiche Einzelmenüs zu hangeln, findest du alles übersichtlich auf einer langen Seite und siehst auch jeweils gleich, was aktuell eingestellt ist. Nicht mit irgendwelchen missverständlichen Icons, sondern einfach als Text. Teilweise gehen uns die vielen Optionen fast etwas zu weit. Die supervielfältigen Einstellmöglichkeiten passen irgendwie nicht so recht zum sonst so reduzierten Konzept. Bei der Yi Actioncam lassen sich auch diverse Sachen einstellen, die andere scheinbar "professionellere" Actioncams nicht bieten. Ob man die nun braucht oder nicht. Entbehrlich unserer Meinung nach ist beispielsweise die dreistufige Qualitätseinstellung beim Video. Diese beeinflusst die Bitrate und damit die Videoqualität, vergleichbar mit der Kompressionsrate bei JPEG-Bilddateien. Aber die "hohe" Einstellung geht völlig in Ordnung. 12 MBit/s bei 1080p30, das ist in Ordnung, schlechter will man das nicht haben. Und schon gar nicht ist es nötig, das zweistufig auf 10 MBit/s und 8 MBit/s runterschalten zu können (allenfalls eine gröbere Abstufung hätte vielleicht Sinn gemacht). Aber schädlich ist das im Grunde ja nicht, nur nicht nötig und mancher Anwender wird sich fragen, was das alles soll.

Das Menü hält aber auch Perlen bereit, beispielsweise den Schiebeschalter "Linsenberichtigung". Schon dafür lieben wir diese Kamera! Und fragen uns, warum eine solche Funktion fast keine andere Actioncam bietet. Die Funktion macht einfach, dass der Fischeyes-Effekt des Superweitwinkel-Objektivs bereits in der Kamera herausgerechnet wird. Das ist wundervoll! Denn nicht jeder Anwender findet den typischen Actioncam-Fischaugen-Look schön und es gibt viele Situationen, da sieht der einfach schrecklich aus. In die Kerbe hauen dann gerne die Multikopter-Hersteller, die ein moderates Weitwinkelobjektiv verwenden und dann noch die Restverzeichnungen elektronisch herauskorrigieren. Das kann man natürlich auch alles später in der Video- bzw. Bildbearbeitungssoftware machen. Aber warum sollte man? Wenn die Kamera das intern perfekt kann? Die Yiaoyi Yi kann es! Vielleicht nicht absolut perfekt. Aber wir behaupten mal, dass es eine nachträglich arbeitende Software auch nicht besser hinbekommt. Die Einstellung kostet zwar etwas Weitwinkel, aber das macht nichts. Und es kostet natürlich auch Qualität am Rand, aber das macht auch nichts, dort passiert ja in der Regel nicht das Wichtigste. Aber das korrigierte Bild sieht im Rahmen der Möglichkeiten, die so eine Korrektur bietet, nahezu perfekt aus. Besser würde es vermutlich nur gehen, wenn Weitwinkel noch weiter eingeschränkt würde. Super Sache also! GoPro, Sony, alle die anderen? Warum könnt ihr das nicht?

Einmal konfiguriert, kannst du die Kamera übrigens sehr wohl auch ohne Smartphone bedienen, zumindest grundlegend. Eingeschaltet wird sie mit dem großen Knopf auf der Frontseite. Das ist gleichzeitig der Modus-Umschalter zwischen Video und Foto. Auf der Oberseite ist der Auslöser (Videoaufnahme starten und stoppen oder Foto schießen). An der Seite der Taster zum Ein- und Ausschalten des WiFi. Das macht Sinn, um Strom zu sparen, denn ein unnötig laufender WiFi-Hotspot kostet unnötig Batterielaufzeit. Mehr ist an der Kamera nicht zu bedienen. Für alles andere brauchst du die App.

  • Bild Der Akku der Xiaoyi Yi Sports Camera verschwindet unter einer gut einrastenden Abdeckung. Auch die Schnittstellen und der Speicherkartensteckplatz sind eigentlich durch eine kleine Kappe geschützt, die aber leicht verloren geht. [Foto: MediaNord]

    Der Akku der Xiaoyi Yi Sports Camera verschwindet unter einer gut einrastenden Abdeckung. Auch die Schnittstellen und der Speicherkartensteckplatz sind eigentlich durch eine kleine Kappe geschützt, die aber leicht verloren geht. [Foto: MediaNord]

Bildqualität

Bei der Bewertung der Bildqualität der Yiaoyi Yi ergab sich für uns ein kleines Problem, das wir ansatzweise auch schon bei anderen Actioncams hatten, hier aber tritt es sehr ausgeprägt auf: Die Kamera erfasst das Bild in dem geringen Abstand, den wir bei unserer Testtafel mit dem Superweitwinkel-Objektiv eigentlich bräuchten, nicht mehr scharf. Die Kamera braucht einen Mindestabstand von ca. 50 bis 60 Zentimeter. Das ist in der Praxis überhaupt kein Problem – für unseren "nur" rund 90 Zentimeter breiten Testaufbau aber schon. Da hilft es natürlich, die Kamera etwas weiter von der Testtafel wegzurücken, aber dann wird in der Aufnahme auch alles kleiner, was wiederum die Beurteilung bzw. die Vergleichbarkeit erschwert. Wir werden deshalb diesmal keine Testbilder im Original veröffentlichen, weil wir vermeiden wollen, dass diese fehlinterpretiert werden. Für unsere Qualitätsaussage reicht es aber, wir rechnen das visuelle Ergebnis sozusagen um. Und die nächste Test-Tafel werden wir noch größer machen. Versprochen! ;-)

Bei 1080p30, der Auflösung, in der wir bei einer Kamera dieser Klasse die höchste Qualität erwarten, zeigt die Yiaoyi Yi in der Tat ein gutes Qualitätsniveau, aber keine Bestwerte (was man ja für eine so günstige Kamera auch nicht erwarten muss). Die sechste von 10 Zeilen der Testtafel ist noch lesbar, selbst bei der weiter abgerückten Kamera. Das ist normal. Insgesamt könnte das Bild für unsere Geschmack ein wenig knackiger und schärfer sein. Gut ist im Gegenzug aber, das sich die (eben sehr dezente) Scharfzeichnung nicht störend bemerkbar macht. Schön ist auch, dass die Bildqualität bis in die Ecken hinein kaum abnimmt, selbst dort geht die Qualität in Ordnung. Damit hat die Kamera auch genug zu bieten, sodass das Bild auch mit automatischer Verzeichnungskorrektur (siehe oben) noch recht gut aussieht. Zwar kostet die Korrektur natürlich Auflösung und Qualität, aber das Ausgangsmaterial ist für eine solche Operation gut genug. Erfreulich ist, dass die Qualität bei 60 fps nicht abnimmt. Das sollte zwar natürlich eigentlich auch so sein, ist jedoch nicht ganz selbstverständlich. Wir hatten schon mehrere andere Kameras im Test, die bei höherer Bildrate offenbar an ihre Grenzen gerieten und in der hohen Bildrate eine etwas schlechterer Qualität produzierten als bei 30 fps. Die Bitrate in jeweils hoher Qualitätseinstellung liegt übrigens bei 12 MBit/s bei 30 fps und rund 21 MBit/s bei 60 fps. Das ist nicht eben viel, und es macht schon gar keinen Sinn, das noch per Einstellung im Menü weiter zu reduzieren.  Etwas höherer Werte wären aber nicht schlecht gewesen. Die Farbwiedergabe ist natürlich, nicht "knallig", die Aufnahmen geraten in der Praxis allerdings recht dunkel. Die Schärfung ist für eine Actioncam ungewöhnlich zurückhaltend. Das Ergebnis ist insgesamt überzeugend und auch gerade für die weitere Nachbearbeitung gut zu gebrauchen und nicht schon von vornherein "totoptimiert" und überschärft wie bei vielen anderen günstigen Actioncams.

Auch der hochaufgelöste 2,3K-Videomodus sieht gut aus, löst aber visuell ganz sicher keine 50 % mehr auf. Andere Kameras (wie die GoPro-Modelle), die einen 2,7K-Videomodus haben liefern da deutlich mehr Auflösung und Qualität, kosten aber natürlich auch deutlich mehr. Brauchbar sieht auch der 720p-Modus mit 120 fps aus. Überhaupt nicht brauchbar ist hingegen der 240fps-Highspeed-Modus, der durch grobpixelige Klötzchenbildung negativ auffällt.

Bei Fotos ergibt sich wiederum ein sehr positives Bild. In unserem Testbild lassen sich bei dem nötigen größeren Abstand noch sieben Zeilen lesen, normalerweise wären es locker acht Zeilen (wenn wir denn hätten näher herangekonnt, ohne aus dem Schärfebereich zu rutschen). Auch hier fällt die sehr zurückhaltende Scharfzeichnung auf. Ein wenig Auflösung kostet die Rauschunterdrückung, aber das Bild ist insgesamt sehr unauffällig. Auch bei Foto kannst du die automatische Linsenkorrektur einschalten und bekommst auch dann ein ganz geradegezogenes Bild, das sich sehen lassen kann. Natürlich mit etwas Auflösungsverlust. Dafür sparst du dir die spätere mühevolle Nachbearbeitung.

  • Bild Standard-Weitwinkel-Aufnahme der Yiaoyi Yi Sports Camera mit den üblichen, tonnenförmigen Verzeichnungen des Fischaugen-Objektivs. [Foto: MediaNord]

    Standard-Weitwinkel-Aufnahme der Yiaoyi Yi Sports Camera mit den üblichen, tonnenförmigen Verzeichnungen des Fischaugen-Objektivs. [Foto: MediaNord]

  • Bild Mit eingeschalteter Objektivkorrektur ist alles schön grade. Dies schöne Funktion der Xiaoy Yi Sports Camera sollte anderen Herstellern als Vorbild dienen. [Foto: MediaNord]

    Mit eingeschalteter Objektivkorrektur ist alles schön grade. Dies schöne Funktion der Xiaoy Yi Sports Camera sollte anderen Herstellern als Vorbild dienen. [Foto: MediaNord]

Fazit

Wer hätte das gedacht? Für nur rund 60 bis 90 Euro bekommst du bei der Xiaoyi/Xiaomi Yi Actioncam eine wirklich solide Qualität. Actioncams, die das leisten, kosten normalerweise eher 200 bis 300 Euro, haben dann allerdings auch mehr Lieferumfang (zumindest ein Unterwassergehäuse und einige Halterungen sind normalerweise dabei). Die Yi Actioncam kommt hingegen "nackt" und erschwert dir durch das zu kurze Stativgewinde zudem die Befestigung. Wenn du damit leben kannst und angesichts des niedrigen Preises den mehr oder weniger garantielosen Kauf in China nicht scheust, bekommst du mit der "Ameisenkamera" einen sehr großen Gegenwert für dein Geld und eine wirklich praxisgerechte Kamera mit guter App und nützlichen Features, wie der direkt eingebauten Objektivkorrektur.

Vorteile

  • Gute Verarbeitung
  • Gute Video-Qualität
  • Sehr gute Foto-Qualität
  • Elektronische Objektiv-Korrektur

Nachteile

  • Äußerst geringer Lieferumfang
  • Stativgewinde zu kurz